Behandlung von übermäigem Schwitzen mit Botulinumtoxin A (Botox)
Wie wirkt Botulinumtoxin A?
Klinische Studien haben gezeigt, dass die Schweißproduktion durch eine Injektionsbehandlung mit Botulinumtoxin A innerhalb weniger Tage erheblich vermindert und damit eine sowohl objektiv als auch subjektiv verbesserte Lebensqualität erzielt werden kann. Botulinumtoxin Typ A ist ein von Bakterien produziertes Protein. Es wird seit vielen Jahren erfolgreich zur Behandlung von Krämpfen und spastischen Lähmungen eingesetzt.Botulinumtoxin A hemmt die Überleitung ganz bestimmter Nervenimpulse. Es wird ganz oberflächlich in die Haut gespritzt, gelangt zu den dort sitzenden Schweißdrüsen und verhindert gezielt das Absondern von Schweiß. Je nach Dosierung wird die Schweißproduktion blockiert oder nur eingeschränkt. Da aber nur eine kleine Region des Körpers behandelt wird, wie z.B. die Achselhöhlen oder die Stirn, ist der Betroffene weiterhin in der Lage, zu schwitzen und so die eigene Körpertemperatur konstant zu halten.Andere Nervenfunktionen, wie das Fühlen oder Tasten durch die Haut, werden nicht beeinflusst. Botulinumtoxin A eignet sich insbesondere für die Behandlung von übermäßigem Schwitzen auf der Stirn, in den Achseln, an den Händen und Füßen.
Wann soll Botulinumtoxin A nicht injiziert werden?
Die Injektion soll bei bestimmten Vorerkrankungen (z.B. generalisierte Störungen der Muskelaktivität) oder bei bestimmten Virusinfektionen (z.B. Herpes) nicht durchgeführt werden. In der Schwangerschaft oder Stillzeit soll es ebenfalls nicht verabreicht werden - allerdings aus reiner Vorsicht. Bestimmte Medikamente und Substanzen sollten vor der Behandlung nicht eingenommen werden. So können z.B. Aminoglykosid-Antibiotika die Wirksamkeit von Botulinumtoxin A potenzieren, Vitamin C diese abschwächen oder gar aufheben. Die gleichzeitige Einnahme von blutverdünnenden Medikamenten oder Acetylsalicylsäure (z.B. Aspirin®), von Vitamin E, Ginkgo oder Knoblauch kann zu kleinen Blutergüssen an den Einstichstellen führen. Manche Frauen sind während der Menstruation schmerzempfindlicher. Sie sollten das Ende der Monatsblutung abwarten, um sich danach behandeln zu lassen.
Was ist Schwitzen?
In der Regel dient das Schwitzen der Wärmeabgabe und ist somit eine natürliche Körperfunktion. Der Mensch besitzt rund zwei Millionen Schweißdrüsen. Der Schweiß ist geruchlos und klar. Die Schweißabsonderung wird durch einen Teil unseres Nervensystems, das sogenannte vegetative Nervensystem, gesteuert. Bei manchen Menschen (ungefähr 1% der Bevölkerung) arbeitet dieses System auf einem zu hohen Niveau, weit höher als nötig, um die Körpertemperatur konstant zu halten. Diese Störung wird als Hyperhidrose (lateinisch: Hyperhidrosis) bezeichnet.
Was geschieht, wenn sich nach der Behandlung herausstellt, dass ich schwanger bin?
Viele Frauen wurden schon mit Botulinumtoxin A behandelt, wenn sie sich unwissentlich in einer Frühschwangerschaft befanden. Kindliche Schäden sind bisher nicht dokumentiert worden, wenn trotz Schwangerschaft Botulinumtoxin A angewendet wurde.
An welchen Körperstellen tritt verstärktes oder gar krankhaftes Schwitzen auf?
Die Lokalisation ist sehr verschieden. Jede Zone des Körpers kann betroffen sein. Am häufigsten und schwersten betroffen sind Hände (Hyperhidrosis manuum) und Achselhöhlen (Hyperhidrosis axillaris), ferner Kopf und Hals (Hyperhidrosis facialis), Rumpf (trunkale Hyperhidrosis) und Füße (Hyperhidrosis peduum), Oberschenkelinnenseiten und Schweißrinne auf dem Rücken. Oft neigen die Betroffenen aufgrund des verstärkten Schwitzens zu kalten Händen und Füßen, häufigen Erkältungen, vermehrten Hauterkrankungen (z.B. Wundsein, Pilz,Warzen) und Körpergeruch. Das übermäßige Schwitzen belastet die meisten Betroffenen auch psychisch sehr stark, was unter Umständen wiederum zu sozialen Problemen führen kann. Patienten können außerdem in der Ausübung ihres Berufes beeinträchtigt sein. Eine Hyperhidrose lässt sich je nach Art und Ursache durch verschiedene Methoden korrigieren. Eine mögliche Behandlungsmethode ist die Injektion von Botulinumtoxin Typ A, Handelsname Botox®.
Warum wird die Behandlung mit Botulinumtoxin A nicht von meiner gesetzlichen Krankenkasse erstattet?
Da es sich bei der geplanten Behandlung um eine Behandlung zur Erhöhung der Lebensqualität handelt,werden die Kosten in der Regel nicht von der gesetzlichen Krankenkasse getragen.
Was können Ursachen von übermäßigem Schwitzen sein?
Unterschieden werden die primäre und die sekundäre Hyperhidrose. Von "primärer Hyperhidrose" spricht man immer dann, wenn eine eigentliche Ursache nicht bekannt ist. Es handelt sich dabei um die weit häufigere Form. Die Hyperhidrose beginnt im Allgemeinen in der Pubertät und hält in der Regel das ganze Leben lang an. Sie tritt vielfach familiär gehäuft auf. Geringfügige körperliche Anstrengung, aber auch Nervosität und Aufregung sind oft auslösende Faktoren, nicht jedoch die Ursache.
Man spricht von "sekundärer Hyperhidrose", wenn das übermäßige Schwitzen infolge einer anderen Erkrankung auftritt, z. B. bei Schilddrüsenüberfunktion und anderen Veränderungen des Hormonhaushalts, neurologischen Erkrankungen, Infektionen, Bluthochdruck oder medikamentös bedingt bei Einnahme von z.B. Hormonen.
Welche Form der Hyperhidrose kann Botulinumtoxin A nicht zurückbilden?
Übermäßiges Schwitzen bei definierten Grunderkrankungen kann in der Regel nicht erfolgreich behandelt werden, so lange die Grunderkrankung unbehandelt bleibt. Botulinumtoxin A eignet sich zur Behandlung von lokalen Formen übermäßigen Schwitzens. Übermäßiges Schwitzen am gesamten Körper (generalisierte Form) kann nur sehr begrenzt behandelt werden. Bei Bedarf informieren wir Sie gerne über Kombinationen der Botulinumtoxin A-Injektion mit anderen Verfahren.
Wie kann man Hyperhidrose behandeln?
Bei milden Formen der Hyperhidrose helfen oft einfache Maßnahmen: Ziehen Sie sich leichtere Kleidung an, meiden Sie Kaffee und Alkohol, machen Sie regelmäßige Entspannungsübungen. Bei sekundärer Hyperhidrose sollte die Grunderkrankung behandelt werden. Bei der primären Hyperhidrose wird zwischen nicht-operativen und operativen Verfahren gewählt. Eine nicht-operative Behandlungsmethode ist die Injektion von Botulinumtoxin A. Gegenüber den operativen Verfahren hat die Behandlung mit Botulinumtoxin A den Vorteil, dass es kein Operationsrisiko in sich birgt, zu keiner Narbenbildung führt und voll rückbildbar ist (operativ entferntes Gewebe kann nicht ohne weiteres wieder ersetzt werden). Außerdem kommt es zu keinem ausgeprägten kompensatorischen Schwitzen an anderen Körperstellen, wie es nach Operationen häufig beobachtet werden kann.
Wie wird Botulinumtoxin A injiziert?
Botulinumtoxin A wird in einer sehr geringen Menge, die für den Gesamtorganismus nicht giftig ist, mittels einer sehr dünnen Nadel ganz oberflächlich in die Haut gespritzt. In der Regel werden 10-15 Quaddeln pro Achselhöhle gesetzt. Die Achseln sind daher vorher zu rasieren. Der Schmerz, der beim Quaddeln entsteht, ist mit dem eines Mückenstiches vergleichbar. Die Behandlung kann ambulant durchgeführt werden, Ihre Fahrtauglichkeit und Arbeitsfähigkeit wird normalerweise nicht beeinträchtigt.
Welche Nebenwirkungen und Komplikationen können auftreten?
Bei Injektionen von Botulinumtoxin A in die Achselhöhle werden in der Regel keine Nebenwirkungen beobachtet. Bei Injektionen in andere Körperregionen können in Einzelfällen Nebenwirkungen auftreten, die vorübergehend sind: Leichtes Unwohlsein, Müdigkeit und Gliederschmerzen, Hautausschlag und Juckreiz, allergische Reaktionen, Mund-, Schleimhaut- und Augentrockenheit, Pigmentverschiebungen der Haut. Wird versehentlich oder gewollt in einen Muskel gespritzt, so hemmt es dort ebenfalls die Nervenimpulse, so dass der betroffene Muskel je nach verwendeter Menge nicht mehr vollständig angespannt werden kann.Bei Muskelverspannungen ist dies ein erwünschter Effekt, bei unverkrampften Muskeln dagegen eine Nebenwirkung. Sie kann insbesondere nach einer Behandlung an den Handinnenflächen auftreten und zu einer vorübergehenden Schwächung der Handmuskulatur führen (verminderte Kraft z.B. beim Schlüsseldrehen oder Öffnen von Drehverschlüssen). Die Schwächung bildet sich regelmäßig innerhalb von Wochen wieder zurück. Eine mögliche Nebenwirkung ist auch, dass bei Kopfschmerz-Patienten bei wiederholter Anwendung im Stirnbereich Kopfschmerzen seltener werden oder nicht mehr auftreten. Langfristige, unerwünschte Nebenwirkungen der Botulinumtoxin A-Behandlung sind bisher nicht bekannt.Vergiftungen durch versehentliche Injektionen wurden ebenfalls noch nie beobachtet.
Bei der Herstellung von Botulinumtoxin A wird hochgereinigtes Humanalbumin verwendet, das vom Paul-Ehrlich-Institut für die Verwendung in Humanarzneimitteln freigegeben wurde. Die Möglichkeit der Übertragung infektiöser Agenzien (z.B. BSE) ist daher nach dem heutigen Stand der Wissenschaft weitestgehend ausgeschlossen.
Woran kann ich den Behandlungserfolg von Botulinumtoxin A messen?
Mit einem Wirkungseintritt ist meistens zwischen dem dritten und fünften Tag zu rechnen. Er kann jedoch auch manchmal erst nach 14 Tagen eintreten. In seltenen Fällen kann eine Wirkung ausbleiben. Dies kann vielfältige Ursachen haben. Eine Annahme ist, dass eine relative Immunität gegen das Botulinumtoxin aufgrund einer Impfung (z.B. Tetanus) besteht. In vielen Fällen führt dann eine zweite Behandlung ggf. mit doppelter Dosis zum gewünschten Erfolg. Pilz an Händen oder Füßen liebt das feuchtwarme Milieu schweißdurchnässter Strümpfe, Schuhe und Handschuhe. Erst eine erfolgreiche Behandlung des Schweißes legt in der Regel die Grundlage für eine andauernde Pilzbeseitigung.
Ebenfalls an stark schwitzenden Händen und Füßen sind Warzen manchmal überraschend hartnäckig. Meist lassen sich die Warzenviren mit keinem der üblichen Warzenmittel beseitigen. Ähnlich wie bei der Pilzbehandlung kann ein Trockenlegen der Hände oder Füße die Basis für eine erfolgreiche Behandlung sein.
Manche Wunden heilen besonders schlecht, weil sie nicht trocknen können. Auch hier kann das "Trockenlegen" des Wundareals zu einer raschen Abheilung führen.
Obwohl Botulinumtoxin A vor allem die übermäßige Produktion des geruchslosen Schweißes drosselt, nimmt eine erfolgreiche Behandlung der Achseln auch unangenehmen Körpergeruch. Sie werden riechen, dass Sie nicht mehr riechen.
Eine Besonderheit stellt die so genannte Dyshidrose der Hände oder Füße dar. Bei dieser Störung entwickeln sich millimeterkleine, wässrige Bläschen an den Handinnenflächen oder den Fußsohlen. Die Bläschen jucken in der Regel, platzen auf und münden unter Umständen in eine chronische Rötung und Entzündung der Haut. Auch hier kann es zu einer Abheilung kommen.
Auch die sogenannten "Waschfrauenhände" mit aufgequollener, schrumpeliger und rissiger Haut an den Handinnenflächen können erfolgreich mit Botulinumtoxin A "geglättet" werden.
Womit kann ich den Behandlungserfolg von Botulinumtoxin A unterstützen?
Sie können sofort nach der Behandlung Ihrer gewohnten Alltagsbeschäftigung oder Arbeit nachgehen. Sie können auch direkt nach der Behandlung duschen, sich waschen oder (bei Injektionen im Kopfbereich) ein leichtes Make-up auftragen. Sie sollten allerdings auf Sauna oder UV-Bestrahlung durch Sonne oder Solarium, schwere körperliche Arbeit, (bei Injektionen im Kopfbereich) Kopfüber-Bewegungen und Sport an diesem Tag verzichten.Bei Injektionen im Kopfbereich soll der Kopf die ersten 4 Stunden nach der Behandlung nicht flach hingelegt werden, um eine ungewollte bzw. ungleichmäßige Verteilung im Gesichtsbereich zu vermeiden. Sie sollten also auch erst frühestens nach 4 Stunden zu Bett gehen. Die Injektionsstellen sollen nicht mit der Hand massiert werden, um eine Schmierinfektion und eine ungewollte Verteilung zu vermeiden.
Sind bei Ihnen unerwarteter Weise kleine Hämatome aufgetreten oder bestehen die Schwellungen länger als zwei, drei Stunden, können Sie vor der nächsten Behandlung die Einnahme von Arnika in homöopathischer Dosis versuchen. Vor und nach der Behandlung je 5 Kügelchen (Globuli) Arnika D12 unter der Zunge zergehen lassen, führt in der Regel zu einer rascheren Wundheilung, selteneren Blutergüssen und einem rascheren Abklingen der Schwellungen.
Wie lange wirkt Botulinumtoxin A?
Die Wirkung der ersten Injektion hält bei den meisten Patienten ca. drei Monate an, die der zweiten Injektion ca. sechs bis acht Monate, die der weiteren wahrscheinlich länger. Auch hier kann es Ausreißer nach oben und nach unten geben, die vielfältige Gründe haben können. Wiederholungsbehandlungen sind bei guter Verträglichkeit unbegrenzt möglich. Es ist besser, nicht so lange zu warten, bis der Wirkstoff vollständig abgebaut ist. Die optimale Behandlungsstrategie ist jene, nach der der Arzt Sie wieder sieht, bevor die Schweißdrüsen ihre volle Tätigkeit entfalten. Gehen Sie also von drei Behandlungen in den ersten zwei Jahren aus. In einigen Fällen verschwindet die Hyperhidrose nach den ersten Behandlungen sogar ganz und Betroffene schwitzen normal.
Wie viel kostet eine Sitzung zur Behandlung von übermäßigem Schwitzen?
Pro Sitzung errechnen sich die Kosten aus den Ziffern der Gebührenordnung für Ärzte sowie Materialkosten. Die Gebührenordnung für Ärzte kann in den Praxisräumen von Ihnen eingesehen werden.
Das Risiko eines Nichtansprechens der Behandlung kann bei allen Erst- und Wiederholungsbehandlungen vorkommen, die Kosten für eine erneute, ggf. höher dosierte Behandlung trägt in der Regel der Patient.
Die Kosten der Behandlung sind am Behandlungstag fällig und werden bitte im Anschluss an die Behandlung bar oder mit Bank-Card (mit Geheimzahl) beglichen. Termine, die nicht eingehalten oder zu kurzfristig abgesagt werden, zahlen Sie bitte zeitnah bar, mit Bank-Card oder per Überweisung.